Interview

Alexander Moorkamp

„Mit uns können Sie reden!“ – Krisen- und Gewaltberatung für Jungen und Männer

Mann im PorträtAndreas Moorkamp arbeitet seit über zwanzig Jahren als Pädagoge mit Jungen und Männern. Moorkamp

Andreas Moorkamp gibt am Donnerstag, 28. März 2019 beim Caritaskongress in Berlin die Session "Echte Männer reden – Krisen- und Gewaltberatung für Jungen und Männer!". "Echte Männer reden" ist ein Beratungsangebot des Diözesan-Caritasverbands Münster in Zusammenarbeit mit dem SKM-Bundesverband, das seit über zehn Jahren Jungen und Männer dabei unterstützt, Alternativen zu gewalttätigem Verhalten zu entwickeln.

Fotos der aus der Caritaskongress-Session finden Sie ganz unten auf der Seite.

Herr Moorkamp, aus welchem Grund kommen die Männer zu Ihnen, kommen sie freiwillig?

Die Männer kommen aus unterschiedlichen Kontexten. Der Anteil der Männer aus dem sogenannten "Hellfeld", das heißt aus Zuweisungskontexten, machen seit Jahren etwa 25 Prozent unserer Klienten aus. Ungefähr 50 Prozent der Männer kommen aus dem "Graufeld", haben also über ihren Hausarzt, über eine Paarberatungsstelle oder andere Institutionen von uns erfahren. Weitere 25 Prozent kommen aus dem sogenannten "Dunkelfeld". Das sind Männer, die sich selbständig auf die Suche nach einer Unterstützung gemacht haben, weil sie ihr Verhalten ändern wollen.

Worin liegt der Schwerpunkt Ihrer therapeutischen Arbeit?

Der Hauptteil der Arbeit mit den Männern besteht darin, dass sie die Verantwortung für ihr Tun übernehmen und sich gegen ihr gewalttätiges Verhalten entscheiden. Viele Männer, die Gewalt ausüben, sehen ihr Verhalten als (berechtigte) Reaktion auf das Verhalten anderer. Dieser Logik folgend, können sie ihr Verhalten gar nicht ändern, da sie aus ihrer Sicht nicht verantwortlich sind. Verantwortung zu übernehmen, bedeutet also, eine Haltung zu entwickeln, die darin besteht, keine Gewalt mehr ausüben zu wollen.

Wer übernimmt die Kosten und wie lange dauert eine Therapie?

Die Kosten für das Beratungsangebot in Münster werden in hohem Maße vom Diözesan-Caritasverband Münster getragen, ein weiterer Teil der Kosten wird vom Justizministerium Nordrhein-Westfalen übernommen. Bestandteil des Konzepts der Beratungsarbeit in Münster ist auch, dass die Männer einen Eigenanteil selbst tragen. Da die Arbeit prozesshaft gestaltet ist, gibt es keine Vorgaben zur Länge der Therapie. Ein Veränderungsprozess braucht Zeit, da es nicht darum geht, eine Methode zu erlernen, sondern darum eine andere Haltung zu entwickeln.


Zur Person:
Andreas Moorkamp arbeitet seit über zwanzig Jahren als Pädagoge mit Jungen und Männern. Als ausgebildeter Gewaltberater und Tätertherapeut berät er Männer, die sich in einer Krise befinden oder die in ihrer Familie Gewalt gegenüber ihren Partnerinnen oder Kindern ausüben. Darüber hinaus ist er als Referent und Fortbildner in den Bereichen "Täterarbeit bei häuslicher Gewalt" und "geschlechtersensible Arbeit mit Männern und Jungen" tätig.